Wie bewerten Sie die bisherige Diskussion um den möglichen Standort des ICE-Werkes bei Nürnberg?

Die Kommunikation zum neuen ICE-Werk bei Nürnberg verlief von Seiten der Bahn bisher eher zögerlich. Das hat in Nürnberg nachvollziehbar dazu geführt, dass sich der Eindruck verfestigt hat, der Standort Altenfurth/Fischbach stehe schon fest. Faktisch ist das Gegenteil der Fall: Bis zum Beginn des Raumordnungsverfahren ist noch lange hin. Unabhängig von den Präferenzen der Bahn ist die Betrachtung der möglichen Flächen (Bisher: Allersberg, Altenfurt/Fischbach, Baiersdorf, Burgfarrnbach, Rangierbahnhof Nürnberg) ergebnisoffen, was keine leere Floskel, sondern obligatorischer Bestandteil des Verfahrens ist.

 

Welche Probleme würde der Standort Altenfurth/Fischbach aufwerfen?

Mit Blick auf die Landkarte wird deutlich, wie nah das Werk an der Wohnbebauung liegen würde. Trotz aller Schutzmaßnahmen haben die Anwohner berechtigte Sorgen, dass sich das Werk auf die Lebensqualität und durch die Rodung des Bannwaldes gerade auch auf den Naherholungswert im Nürnberger Süden auswirken würde.

 

Warum zieht die Bahn die beiden neuen Standortoptionen erst jetzt in Betracht?

Die Vertreter der Bahn hatten diese Woche zwei Termine bei der Regierung von Mittelfranken und der Bundesimmobilienverwaltung. Dabei wurde der Bahn mitgeteilt, dass die Liegenschaft des ehemaligen Munitionslagers (MUNA) in Feucht grundsätzlich als räumungsfähig gilt. Diese Fläche und eine zweite Fläche südlich der MUNA können deshalb ab sofort als mögliche Standorte im Raumordnungsverfahren betrachtet und untersucht werden.

 

Was wären die Vorteile des Standortes in Feucht?

Der Standort ist gut an den Hauptbahnhof als Knotenpunkt angeschlossen. Durch die Lage gäbe es jedoch weit weniger Bedenken in Bezug auf das Schutzgut Mensch. Licht- und Lärmemissionen ließen sich definitiv leichter unter Kontrolle bringen. Es wäre weitaus weniger Bannwald betroffen und das Areal befindet sich in Bundeseigentum. Vor allem aber könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Die Munitionsrückstände müssen angegangen werden und können allein schon aus Sicht des Umweltschutzes nicht auf ewig hier liegen. Auch aus Sicherheitsgründen ist es unerlässlich, die Rückstände zu beseitigen, schließlich kann das Gelände nur unzureichend vor unbefugtem Zugang gesichert werden. Im Ergebnis gilt es, das MUNA-Gelände unbedingt genauer zu untersuchen. Selbst wenn es durch die notwendige Kartierung länger dauert und zusätzliche Kosten aufwirft, ist das in der Tat eine einmalige Chance.

 

Wird sich der Prozess dadurch verzögern?

Ja, zweifellos. Durch die jetzt beginnenden, umfassende Untersuchungen zur Kampfmittel- und Grundwasserkontaminierung und die umweltfachliche Kartierungen wird sich der Beginn des Raumordnungsverfahrens voraussichtlich in den Herbst ziehen. Die Bahn hat aber angekündigt, schon davor Zwischenergebnisse vorzustellen und im April in einen Bürgerdialog einzusteigen. Vor dem Hintergrund dieser neuen Perspektive halte ich diese Verzögerung aber für absolut vertretbar.

 

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