Online-Bootcamps an Nürnberger Schulen
„Das Internet ist für uns alle Neuland“ – mit dieser Aussage erregte die Bundeskanzlerin vor einiger Zeit große Aufmerksamkeit und sorgte für viel Aufregung. Doch auch wenn ihre damalige Aussage extrem überspitzt war, enthält sie einen wahren Kern. Deutschland hinkt im Vergleich zu anderen Ländern in der Anwendung und Nutzung digitaler Technologien ziemlich hinterher. Besonders im Bereich Schule und KMU besteht noch großer Nachholbedarf. Daher startete die Bundesregierung die Digitale Agenda 2014-2017 und ein stärkeres Engagement von Politikern im Werben für mehr Experimentierfreude im Umgang mit dem Web 2.0.
Wer in Zukunft am gesellschaftlichen Leben teilhaben will, muss in den sozialen Medien fit sein. Vor allem bieten digitale Anwendungen ungeahnte Möglichkeiten, gemeinschaftliche Projekte zu verwirklichen, ob in der Schule oder später im Unternehmen. Gerade deshalb sind grundlegende Regeln der Wertschätzung und der Rücksichtnahme so wichtig. Von der Berufsbewerbung mit Online-Profil über Chats mit Lehrern, bis hin zur einfachen Verabredung mit Freunden – immer stellt sich auch die Frage: Wo hört das Private auf, wo fängt das Öffentliche an?
Es ist mir daher eine Freude, das Projekt der Veranstalter der IT-Modellregion BG 3000, ein Online-Bootcamp für einen sicheren Umgang mit dem Internet, als Schirmherr zu unterstützen. Das erstmals im Jahr 2015 in Bonn durchgeführte Camp bietet den Teilnehmern eine Mischung aus Medienkompetenztraining, Berufsorientierung und praxisnaher „Werteerziehung“ an. Weiterhin bildet es teilnehmende Schülerinnen und Schüler zu sogenannten „Medienscouts“ aus, um Ihnen die Möglichkeit zu geben, ihr Wissen an andere zu übermitteln. Das Programm eines Bootcamps beinhaltet Diskussionen und Workshops mit Medien- und Netzexperten, eine Jobbörse mit der Vorstellung verschiedene Berufsfelder der IT-Branche, sowie Fotoexkursionen. Ein Schwerpunkt der Online-Bootcamps besteht darin, das eigene Mediennutzungsverhalten bewusst zu reflektieren. Angeleitet werden die Schüler dabei von jungen Experten aus der Praxis, wie u.a. von dem erfolgreichen YouTuber Julez.
In Zusammenarbeit mit der Hanns-Seidel-Stiftung und der Consorsbank und vielen namhaften Sponsoren kam das Online-Bootcamp für drei Projekttage nach Nürnberg. An der Peter-Vischer-Schule und der Wirtschaftsschule Nürnberg konnten 110 Nürnberger Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe das interaktive Bildungsformat nutzen. Für die Nürnberger Schülerinnen und Schüler standen unter anderem Medienknigge, Live-Hacking, Bloggen, YouTube sowie Instagram und Snapchat auf dem Stundenplan – immer in enger Auseinandersetzung mit den vielfältigen Facetten des Themas Respekt.
Neben den Schülerinnen und Schülern versucht das Bootcamp auch Eltern und Lehrer zu sensibilisieren – und natürlich die Politik. Auch Politikern sollte es ein wichtiges Anliegen sein, jungen Menschen die Folgen für sich persönlich und die Gesellschaft näher zu bringen. Das Wissen über sozialen Medien hört nicht schon dabei auf, zu wissen, wie man zum YouTube-Star wird. Es geht auch um die sog. „Netiquette“, um Schutz vor Cybermobbing und um das Verständnis über die Wirtschaftskreisläufe im Netz. Jugendliche sollten sich bewusst sein, welche wirtschaftlichen Interessen ein Plattformbetreiber verfolgt, wie sich ein Vlogger überhaupt dauerhaft finanzieren kann und welche Zusammenhänge dies auf die Follower hat.
Insgesamt sind sowohl die Teilnehmer als auch die eingeladenen Gäste mit vielen neuen Erfahrungen und einer frischen Perspektive über das Web 2.0 aus dem erfolgreichen Bootcamp herausgegangen. Es würde mich freuen, wenn das Projekt in naher Zukunft erneut in Nürnberg stattfinden könnte.
Mehr Informationen und Eindrücke finden Sie unter: https://www.facebook.com/Online-Bootcamp-352738804927616/?fref=ts
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