Wachstum, ungleich verteilt
Das Statistische Bundesamt schätzt, dass sich die Einwohnerzahl Deutschlands im vergangenen Jahr um etwa 700 000 auf über 81,9 Millionen erhöht hat. Dabei wird die Anzahl der Neugeborenen für das Jahr 2015 auf 705 000 bis 730 000 geschätzt, die Anzahl der Sterbefälle auf 905 000 bis 930 000. Obwohl die Zahl der Geburten den bereits im Vorjahr gestiegenen Wert noch übertreffen könnten, dürfte das Geburtendefizit im letzten Jahr weiter angestiegen sein. Das Geburtendefizit – die Differenz aus Geburten und Sterbefällen – wird 2015 bei 190 000 bis 215 000 erwartet. Der Vorjahreswert lag lediglich bei 153 000, wofür neben der höheren Geburtenrate auch sehr niedrige Sterbezahlen verantwortlich waren.
Wie bereits in den Jahren seit 2011 kann das deutlich positive Zuwanderungssaldo auch im vergangenen Jahr das Geburtendefizit mehr als ausgleichen. Lag der Wanderungsgewinn, die Differenz aus Zuzügen und Fortzügen, im Jahr 2014 bei 550 000 Personen, so wird es für das vergangene Jahr aufgrund der stark gestiegenen Flüchtlingszahlen auf mindestens 900 000 geschätzt. Die tatsächlichen Zahlen dürften sogar noch weit darüber liegen. Die Zuwanderungszahl lag damit sogar deutlich über dem Rekordwert des Jahres 1992 von fast 800 000 Personen. Gleichzeitig betonen die Experten des Statistischen Bundesamtes, dass Zuwanderung die Alterung der Gesellschaft in Deutschland auch nur bedingt abfedern kann.
Für die neuen Bundesländer lässt sich für das vergangene Jahr ein erfreulicher Trend feststellen: Die seit den frühen 1990er Jahren stets starke Abwanderung aus dem Osten ist zum Stillstand gekommen und hat sich sogar umgekehrt. Nach einer aktuellen Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung profitieren davon aber neben den Großstädten Dresden und Leipzig hauptsächlich einige wenige, mittelgroße Städte, wie Erfurt, Chemnitz, Jena und Halle. Gerade für kleinere Städte und für den ländlichen Raum liegen daher die größten Chancen in der erhöhten Zuwanderung. Wenn es gelingt, einige wenige Flüchtlingsfamilien im Ort zu halten, kann das ein wertvoller Beitrag dazu sein, dem Strukturwandel langfristig entgegenzuwirken.
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